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Das Hundertwasser'sche Fensterrecht

«Langeweile ist nicht tragbar» steht auf der Website von Dost Architektur. Das könnte man grob als Kurzformel des Fensterrechts interpretieren, das der österreichische Künstler Friedensreich Hundertwasser bereits 1958 formuliert hat: «Ein Mann (…) muss die Möglichkeit haben, sich aus seinem Fenster zu beugen und (…) mit einem langen Pinsel – so weit er reichen kann – alles rosa zu bemalen, so dass man von weitem (…) sehen kann: Dort wohnt ein Mensch, der sich von seinen Nachbarn unterscheidet (…)!»

Porträt Alfonso Calderon (links) und Matthias Corrodi von Dost Architektur Schaffhausen mit Holzmodellen der Silberhof-Gebäude.
Fassaden gehören der Allgemeinheit; auch die des Silberhofs Schaffhausen.

Architekten im Dilemma

Im Rahmen des Storytellings für die Immobilie Silberhof habe ich die beiden Dost-Architekten Alfonso Calderon und Matthias Corrodi mit einem Gedanken-Experiment konfrontiert. Nämlich mit der Frage, wie sie das Dost-Credo gegen Langeweile mit dem Fensterrecht von Hundertwasser vereinen würden. Wie gehen sie im Silberhof gegen Langeweile vor? Und würden sie den Silberhof-Bewohnenden auch gerne ein Fensterrecht erteilen? Dieses beisst sich mit den Anforderungen an das Ortsbild in der Altstadt Schaffhausen. Mich interessierte, wie Architekten solche Dilemmas lösen.

So kann Individualität im Bau stattfinden

«Ich würde das Fensterrecht sehr gerne erteilen», erklärt Alfonso Calderon, «jedoch gehört die Fassade der Allgemeinheit, die Auflagen sind diesbezüglich streng. Individualität erreichen wir bei der Silberhof-Fassade mit der Position der Fensterläden: Sie sind mal geöffnet, mal geschlossen. Diese Vielfalt bricht die Regelmässigkeit und macht die Fassade lebhaft, auch wenn sie zugunsten des Altstadtbildes in Rastern organisiert ist.»

Matthias Corrodi bringt einen zusätzlichen, interessanten Gedanken ins Spiel: «Wir könnten es so machen wie in Marokko: Die Fassaden sehen dort nicht besonders aus. Die Innenhöfe dagegen sind reich verziert mit Mosaiken. Solche Gestaltungen sollten möglich sein – sofern sie im Silberhof gemeinschaftlich entwickelt werden.»

Innen dafür die volle Pracht: Innenhof eines Riad in Fes, Marokko. Foto: Mhammed Ben Kassem auf Wikimedia Commons.
Gelebtes Fensterrecht: Fenster an der Krahestrasse in Düsseldorf, Deutschland. Foto: Hv-Jonas auf Wikimedia commons.

Kreative Lösungen für Herausforderungen

Man merkte den Vorschlägen von Corrodi und Calderon an, dass sie es gewohnt sind, mit solchen Zwiespälten umzugehen und mit Partnern verschiedenster Art gemeinsam kreative Lösungen suchen. Sie sind zwar Künstler - aber den Pragmatismus tragen sie stets im Handgepäck dabei.

Ich bin sehr gespannt, ob die Silberhof-Gemeinschaft dannzumal Gebrauch vom Fensterrecht machen dürfen. Auf jeden Fall aber werde ich der optischen Wirkung von Fensterläden an Fassaden künftig mehr Beachtung beimessen.

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